Der Geschmack von Tönen
Der Mensch nimmt seine Umwelt über verschiedene Sinnesorgane wahr. Nicht immer wird diese Wahrnehmung aber nach einzelnen Sinnen getrennt verarbeitet. Manchmal kommt es vor, dass zwei oder mehr physische Modalitäten der Wahrnehmung gekoppelt sind. Ein prominentes Beispiel ist die Wahrnehmung von Musik, bei der neben der auditiven Rezeption ebenfalls Farben oder Lichter gesehen werden oder ein Ton bitter schmeckt. Ein Stimulus spricht ein Sinnesorgan an, aber dabei wird noch ein weiteres gereizt. Dies kann natürlich durch Halluzinogene hervorgerufen werden, aber auch ohne Drogeneinfluss kommt dies vor. Erworbene Synästhesie, so der Name der Kopplung zweier Wahrnehmungsformen durch einen Reiz, ist selten, kann aber durch Krankheit oder eine Gehirnschädigung auftreten. Etwas häufiger ist die angeborene Variante, die aber ebenfalls durch Erfahrungsprozesse geprägt wird. Bei Synästheten gibt es unter den Verwandten oft mindestens eine weitere Person, die auch eine besondere Form der Perzeption auszeichnet. Übrigens muss es nicht immer ein sensorischer Stimulus sein, der eine Synästhesie auslöst. Selbst die Imagination einer Zahl oder eines Graphems kann beispielsweise mit einer bestimmten Farbe oder einem Ton verknüpft sein. Wissenschaftler haben versucht(,) Synästheten zu kategorisieren und Verbindungen zu erhöhter Kreativität sowie zur Inselbegabung mancher Autisten herzustellen, doch die Forschung hat auf diesem Gebiet noch einiges zu leisten.