Das Stiefmütterchen
Ein König ging einst in seinen Hofgarten und was er dort sah, konnte jedem Gartenliebhaber nur leidtun. Die Bäume starben und die Blumen verblühten. Die Eiche erklärte, ihr Lebenslicht erlösche, weil sie nicht so groß sein könne wie die Tanne. Als sich der König zur Tanne umdrehte, sagte diese ganz niedergeschlagen, sie könne keine Trauben wie der Weinstock tragen. Der Weinstock dagegen hatte schon lange angefangen einzugehen, weil er nicht so schön blühen konnte wie die Rose.
Letztendlich fand der König aber eine Pflanze, die genauso taufrisch war wie eh und je: das wilde Stiefmütterchen. Als die Pflanze gefragt wurde, wie sie es fertigbrachte, sich so gut zu halten, antwortete sie: "Für mich ist offensichtlich, dass du ein Stiefmütterchen wolltest, als du mich gepflanzt hast. Hättest du eine Tanne, einen Weinstock oder eine Rose gewollt, hättest du diese gepflanzt. Daher dachte ich, weil ich ohnehin nichts anderes sein kann, als ich bin, kann ich auch versuchen, dies nach besten Kräften zu sein."
Auch richtig: nichts Anderes
(Frei nach einer Zen-Geschichte aus "Take it easy" von Osho)