Die Oase
Einst verirrte sich ein aufgeklärter Mann in der Wüste. Nach etlichen Tagen des ziellosen Wanderns war er fast wahnsinnig vor Durst. Da erspähte er in der Ferne eine Oase. Aufgeklärt wie er war, dachte er sich, dass er klüger war, als auf eine simple Luftspiegelung hereinzufallen. Nein, diese Oase existierte gar nicht wirklich. Als er näher kam, verschwand die rettende Oase aber nicht. Stattdessen sah er Felsen, Gras und Palmen, die um einen See voll klarem Wasser angeordnet waren. Mit genau solch einem Bild würde ihm auch seine Fantasie einen Streich spielen, weshalb der Mann noch skeptischer wurde. Als er dann auch noch das sprudelnde Wasser hörte, dachte er, dass dies der unumstößliche Beweis für eine Halluzination war.
Ein paar Tage später fanden zwei Wüstenbewohner den Mann tot in der Oase liegen. Einer der Männer fragte: "Das verstehe ich nicht. Die Datteln wachsen ihm ja fast in den Mund! Wie kann das sein?" Der andere Mann antwortete gelassen: "Er hat nicht daran geglaubt. Sicherlich einer dieser modernen Menschen."
(Frei nach der Fabel "Die Parabel vom modernen Menschen" von Kadidja Wedekind)